Prüfungsstress – wenn der Kopf blockiert und das Herz rast
- Marc Haunschild

- 18. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Juni
Jedes Jahr aufs Neue spitzt sich die Stimmung in vielen Schulen gegen Ende des Schuljahres zu. Die letzten Wochen vor den Prüfungen bringen nicht nur den Lehrplan, sondern auch die Nerven von Schüler:innen an ihre Grenzen. Als Lehrkraft, Schulsozialarbeiter:in oder pädagogische Fachperson kennt man die Anzeichen: schlaflose Nächte, Tränen in der Pause, plötzliche Bauchschmerzen, Rückzug oder Aggression. Prüfungsstress ist kein bloßes Lampenfieber – er ist real und kann junge Menschen nachhaltig belasten.
Was hinter dem Stress steckt
Hinter der Angst vor Prüfungen steckt selten Faulheit. Häufiger sind es übersteigerte Erwartungen – von außen oder an sich selbst. Der Druck, „gut“ sein zu müssen, nicht zu versagen, nicht zu enttäuschen. Dazu kommt die ständige Vergleichbarkeit: Notenlisten, Klassendurchschnitte, Rankings. Viele Jugendliche erleben Schule heute nicht nur als Lernort, sondern als Bühne der Bewertung.
Ein weiteres Problem ist das Gefühl des Kontrollverlusts. Wer nicht gelernt hat, mit Stress umzugehen, erlebt ihn als überwältigend. „Ich kann das nicht“, „Ich werde eh versagen“ – Gedanken wie diese blockieren nicht nur das Denken, sie verhindern auch sinnvolles Lernen.
Die Rolle der Pädagog:innen
Gerade in stressreichen Zeiten sind wir als pädagogische Fachpersonen gefragt, nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch emotionale Sicherheit. Oft reicht schon eine kleine Veränderung im Umgangston oder ein Gespräch nach dem Unterricht, um zu signalisieren: „Ich sehe dich. Du bist mehr als deine Note.“
Unterstützung beginnt bei der Sprache: Statt „Du musst einfach mehr lernen“ könnte es heißen „Was brauchst du, um dich sicherer zu fühlen?“. Statt ständiger Rückmeldungen zu Leistungen, darf auch mal gefragt werden: „Wie geht es dir eigentlich in dieser Zeit?“.
Was wirklich hilft
Prüfungsstress lässt sich nicht völlig vermeiden – aber er lässt sich begleiten. Entspannungsübungen, visualisierende Techniken, motivierende Lernrituale – sie alle helfen, innere Stabilität zu fördern. Noch wichtiger aber ist eine Schulkultur, in der Fehler erlaubt sind und Leistung nicht mit Wert verwechselt wird.
Coaching kann in solchen Phasen ein starker Anker sein. Es hilft, Denkblockaden zu lösen, Selbstwirksamkeit zu stärken und emotionale Ressourcen wieder zugänglich zu machen. Nicht nur für Schüler:innen – auch für Pädagog:innen selbst, die in dieser intensiven Zeit oft mit ihren eigenen Belastungsgrenzen konfrontiert sind.
Ein Plädoyer für Mitgefühl und Mut
Prüfungen gehören zum Schulleben dazu. Doch wir können entscheiden, wie wir mit ihnen umgehen. Ob wir jungen Menschen beibringen, dass Druck dazugehört – oder ob wir ihnen zeigen, dass sie mehr sind als ein Ergebnis auf dem Papier. Vielleicht braucht es gar nicht so viel: ein Blick, ein Gespräch, ein Raum zum Atmen. Manchmal ist genau das der Anfang einer ganz anderen Lernerfahrung.








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